Sonntag, 6. Juni 2010

Das Wunschleben zusammenbasteln



Text: Jennifer Lepies

Beim Workshop BÜHNENBILD DEINES LEBENS fertigten Schülerinnen und Schüler der Göttinger Albani-Grundschule mit dem Bühnenbildner Steffen Mutschler und dem Theaterpädagogen Mirko Schombert ihre kleinen Traumwelten an. Die Werke wurden in der Schule in einer Ausstellung präsentiert.



Eine eigene kleine Welt für sich bauen. Einen Platz, an dem alles möglich ist und Wünsche wahr werden. Einen Ort, an dem man gerne leben möchte, schaffen – davon träumt wohl jedes Kind. Für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a an der Göttinger Albani-Grundschule ging dies in Erfüllung. Der Theaterpädagoge Mirko Schombert und der Bühnenbildner Steffen Mutschler machten es möglich.




In dem einwöchigen Workshop „Bühnenbild meines Lebens“ leiteten Mutschler und Schombert die neun- bis zehnjährigen Kinder an, ihre Wunschwelten zu bauen, basteln und zu kneten. Erste Entwürfe zeichneten die Viertklässler zunächst auf Papier. In einer handwerklichen Arbeit bauten die Kinder ihr Bühnenbild auf einer Fläche auf, etwa doppelt so groß wie ein Schuhkarton. Am vergangenen Freitag (4. Juni) präsentierten die jungen Bühnenbildner ihre Werke in der Albanischule den Eltern, Lehrern und allen Interessierten.




Anna und Alexandra haben zusammen ihre „Glitzerwelt“ kreiert. Darin sieht man in der Mitte die zwei Mädchen, als Miniatur-Figuren, auf einer Showbühne. „Hier gibt’s Musik von uns und auch mal Theaterstücke. Wir wollen nämlich gerne Stars sein.“ Warum sie gerne Stars sein wollen – ganz klar für die beiden: „Weil man da immer fotografiert wird“, so die schnelle Antwort. Auch an das begeisterungswillige Publikum haben die Grundschülerinnen gedacht: Vor der Bühne steht eine Reihe mit Haselnuss großen, weißen Knetballen: „Das sind die VIP-Sitze für die besonderen Leute. Dahinter, die gelben Sitze, die sind für die normalen“, erklärt Alexandra strahlend. Der Hund Bobby ist bei den zwei tierlieben Mädchen mit auf der Bühne auf einem weißen Sofa platziert.


Damit man nicht durstig und hungrig in der „Glitzerwelt“ leben muss, haben die Mädchen einen Clou in ihr Bühnenbild eingebaut.„Das ist ein Wunschbrunnen“, sagt Alexandra und zeigt auf einen kleinen Brunnen, ebenfalls aus Knete. „Man kann sich das Getränk wünschen, das man gerne trinken möchte. Und bei den Büschen gibt’s das Essen.“




Schon ein Bühnenbild weiter geht es hoch technisiert her. Die Jungs Lennard, Conrad und Hossen haben zusammen ihre „Flytown“ gebastelt. „Hier ist ein Flugzeug, das zehn Mal größer ist als der A380“, erklärt der 10-jährige Lennard begeistert und tippt auf eine Styroporrolle, die auf der kleinen Startbahn liegt. „Außerdem gibt’s hier noch einen Hubschrauber zum Schnellfliegen. Und einen Tower, den wir aus einer Papprolle und Plexiglas gebastelt haben.“ Der Berufswunsch Pilot steht bei Lennard aber nicht an erster Stelle: „Ich will viel lieber in meiner Freizeit fliegen.“





Beim nächsten Bühnenbild dominiert die Natur. Ein riesiger Baum mit dickem Stamm fällt sofort ins Auge. Im Geäst sieht man bunte Hängematten und ein Baumhaus. Alles befindet sich auf einer Insel, hier haben Angelina (10), Lara (10) und Leonie (10) zusammen ihr Bühnenbild „Fantasia“ gemacht: „Hier ist auch noch ein kleiner See mit Wunschwasser“, erklärt Angelina. Doch Lara mahnt: „Aber man muss vorsichtig sein, mit dem Wünschen. Wünscht man sich zum Beispiel, ein Elefant zu sein, so ist man das sein Leben lang. Man kann sich ja selbst nicht zurück wünschen.“ Logisch – denn ein Elefant kann ja nicht sprechen. „Erst jemand anderes kann einen dann zurück wünschen“, so die Zehnjährige.




Einen besonderen Trick haben die drei Mädchen außerdem in ihr Bühnenbild eingebaut. „Wenn wir uns zum Beispiel am Anfang der Sommerferien auf unsere Insel wünschen, können wir dort sechs Wochen sein. Dann wünschen wir uns zurück zur Erde und haben dann nochmal sechs Wochen Ferien.“ Die Schülerinnen sind begeistert von ihrem Trick und freuen sich um die Wette.





Der Bühnenbildner Steffen Mutschler ist ebenso begeistert. Resümierend lobt er die Verhaltensweise der Kinder: „Sie zeigten eine hohe soziale Kompetenz und waren engagiert bei der Sache.“ Durch gegenseitige Vorschläge und Fragen hätten sie sich stets weitergebracht. „Es ist während des Workshops ein richtiger Diskurs entstanden. Das war toll!“






Die Bühnenbilder werden noch bis Donnerstag, den 10. Juni, in der Albanischule zu sehen sein. Danach sind sie im Foyer des Deutschen Theaters zu bewundern.



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